Im Portrait
Mit Emerald Berlin sozialpolitische Botschaften übermitteln
Mode als zielgruppengerechtes Sprachrohr
Wie man sein gesellschaftliches Umfeld ganz abseits von Medien auf soziale Problemstellungen aufmerksam machen kann? Ganz einfach: mit Mode. Das beweist uns Barbara Zeiss mit ihrem Label Emerald Berlin, in dessen Rahmen sie seit Juli 2018 nichtstaatlichen Organisationen, sogenannten NGOs, mithilfe von simplen Shirts ein Sprachrohr gibt. Die Botschaften der Vereinigungen werden zu aussagekräftigen Statements zusammengefasst und schließlich auf den Textilien abgedruckt, wodurch sie in das Sichtfeld der Gesellschaft geraten sollen. „(Social) Impact Fashion“, nennt Barbara dieses Vorgehen.Das Besondere beim Verkauf der Kleidung ist, dass sich die Kundschaft im Onlineshop auch über die Themen hinter den Produkten informieren kann. Auf diese Weise schafft Emerald Berlin Platz für sozialpolitische Angelegenheiten, die in eine zielgruppengerechte Form gebracht werden. Die Inhaberin des Labels erklärt uns, dass die Zielgruppe, die sie erreichen möchte, die sogenannte „Generation C“ sei. Im Gegensatz zu anderen Generationsbezeichnungen ist diese nicht vom Jahrzehnt, indem sie geboren wurde, geprägt, sondern von ihrem Lifestyle. Hauptsächlich meint dies die Vernetzung via Social Networks und den hohen Stellenwert von Freundschaft.
Ein Geben und Nehmen
Das Ziel von Emerald ist es durch Mode eine Community von Menschen schaffen, die frei und locker über soziale Problemstellungen spricht: „All unsere Statements gehen dabei auf eine ganz spielerische Weise mit dem oft schwierigen Thema dahinter um. So schaffen wir es, dass man sich permanent wohlfühlt und als Trägerin oder Träger gerne die Geschichte dahinter erzählt.“Die NGOs, die mit Emerald Berlin kooperieren, bekommen über die bedruckten Oberteile nicht nur eine Plattform für die eigenen Inhalte, sondern sie werden von der jungen Marke auch noch finanziell unterstützt: „Bis zu 80% unserer Überschüsse gehen direkt zurück in die Projekte“, wie uns die Gründerin erläutert.
Was Trump mit Emerald Berlin zu tun hat
Barbara war schon immer klar, dass sie eines Tages mit ihrem eigenen Unternehmen selbstständig sein wird. Sie begann ihre berufliche Karriere Im Bereich Modemarketing als Beraterin bei der Präsidentin des deutschen Modeinstitutes und brachte bereits acht Jahre Berufserfahrung in Führungspositionen der Modebranche mit, als sie sich schließlich dazu entschied, ihre Idee von Emerald Berlin in die Tat umzusetzen.Diese keimte in ihr anlässlich der letzten US-Präsidentschaftswahlen auf, wie sie uns erzählt: „Der Spruch „Make America great again“ ist damals auf allen Shirts zu sehen gewesen und wurde unmittelbar mit dem Kandidaten Donald Trump in Verbindung gebracht, ganz ohne seinen Namen nennen zu müssen. Dabei ist er fast so alt wie die republikanische Partei selbst.“
Barbara fiel auf, dass dahinter ein Mechanismus mit gewaltiger Wirkung steckte: Sich Worte als politisches Erkennungszeichen anzueignen und Menschen auf die eigene Seite zu holen. Sie wollte diese Macht fortan dazu nutzen, ein dauerhaftes Bewusstsein für soziale Probleme in den Menschen zu schaffen – und so schlug die Geburtsstunde von Emerald Berlin.
„Emerald“ bedeutet übrigens Smaragd. Der ist besonders wertvoll und seine grüne Farbe symbolisiert die Hoffnung, die auch in die Fabrikate des Labels gesteckt wird. Die Stadt Berlin steht stellvertretend für Kreativität, als politisches Zentrum Deutschlands und für die Mannigfaltigkeit ihrer Einwohner/-innen.
Dieses Interview führte: Bettina Röhl – 23.11.2018