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Im Portrait

Bridge&Tunnel – Alte Denimware als Patchworkprodukte wiedergeboren

Hinter der Produktion des Textils Denim stecken meist Ressourcenverschwendung und unfaire Arbeitsbedingungen. Diese Tatsache bewegte die beiden Gründerinnen des Labels Bridge&Tunnel dazu, das Material, das besser als Jeansstoff bekannt ist, in Form von Patchworkunikaten wiederzubeleben.
01.10.2018 – Bettina Röhl

Herstellung von Unikaten unter fairen Bedingungen

Hanna Charlotte Erhorn und Constanze Klotz gründeten 2015 zusammen das in Hamburg ansässige Label Bridge&Tunnel. Das Leitmotiv der beiden Frauen ist es, in Bezug auf Mode gleich im doppelten Sinne fair zu handeln. Sowohl Umwelt als auch Arbeitskräfte möchten sie nicht ausbeuten und führen diese Grundsätze bei der Anfertigung ihrer Kleidung und Accessoires dementsprechend aus. So setzen sie bei ihren Designs auf Patchworktechnik und kombinieren diese mit gebrauchter oder überschüssiger Denimware. Außerdem stehen faire Arbeitsbedingungen ganz oben auf der Rangliste und die fünf Menschen, die dort derzeitig beschäftigt sind, werden nach Tarif entlohnt. Sie alle können laut der beiden Labelbegründerinnen „granatenmäßig“ nähen und stellen deshalb bei Bridge&Tunnel aus der robusten Ausgangsware wertvolle Unikate her.

Upcycling von Jeansverschnitten zu Designerprodukten

Die vollkommen nach den Leitmotiven von Bridge&Tunnel entstandene aktuelle Kollektion „Denim Love“ enthält neben Oberbekleidung, Accessoires und Taschen auch Wohntextilien. Alle Fabrikate werden aus sogenanntem „Post- and Preconsumer Waste“-Material in einer Werkstatt in Hamburg-Wilhelmsburg produziert. Bei dem Rohstoff handelt es sich um überschüssige Ware aus der regulären Textilverarbeitung, wie etwa Verschnitt, der dort bis zu 15 % ausmacht. Daneben werden auch getragene und entsorgte Jeansprodukte verwendet. Erhorn und Klotz entschieden sich gerade deshalb für Denimstoffe als Grundlage, weil es sich dabei einerseits um ein besonders strapazierfähiges Material handelt und die Herstellung des Stoffes anderseits an der Spitze der Unnachhaltigkeit steht. Nicht allein aus umwelttechnischen Gründen, wie beispielsweise dem hohen Wasserverbrauch und den Pestiziden, sei Baumwolle ein echtes Biest, wie die Hamburgerinnen sie bezeichnen, sondern auch wegen der oftmals unterirdischen Arbeitsbedingungen für die Baumwollbauern. Dass sie genau diese Ware verwenden, klingt zunächst widersprüchlich, hat aber den Hintergrund, dass Bridge&Tunnel den sorglos entledigten Jeans und dem Verschnitt aus der Fabrik so neues Leben schenken und den „oftmals viel zu kurzen Lebenszyklus von konventionell hergestellter Baumwolle verlängern“ kann, wie die beiden erklären. Bei zugekauftem Material, das manchmal z. B. für Taschen oder Shirts benötigt wird, achten sie außerdem darauf, dass dieses stets bio-zertifiziert ist.

Da bei Erhorn und Klotz laut eigener Aussagen „Ethik und Ästhetik Hand in Hand gehen“, entschieden sie sich dafür, ihre textilen Werke auf Basis der Patchworktechnik zu gestalten. Sie beschreiben den Look, der daraus hervorgeht, als geometrisch und minimalistisch. Ihre Schnitte variieren dabei zwischen klassisch und raffiniert, denn ihr Anspruch sei für alle entstehenden Unikate, dass sie das Potenzial zu individuellen Allround-Lieblingsstücken haben.

Wie der Name, so das Label

Auf die Idee des patchworkbasierten, fairen Denimlabels sind die diplomierte Textildesignerin Hanna Charlotte Erhorn und die promovierte Kulturwissenschaftlerin Constanze Klotz gekommen, nachdem sie 2013 bereits einen Co-Working-Space, das Stoffdeck, in Hamburg-Wilhelmsburg erschaffen hatten. Das ist ein Ort, an dem beispielsweise freiberufliche oder kreative Menschen zusammenarbeiten und gemeinsame Ressourcen nutzen können. Zwei Jahre später, 2015, erfuhren sie zufällig von einem deutsch-türkischen Nähclub in Wilhelmsburg und eröffneten diesem die Möglichkeit, im Stoffdeck zu nähen. Als ihnen auffiel, dass viele der sehr talentierten Hobbynäherinnen langzeitarbeitslos waren, entstand in den beiden Gründerinnen der Wunsch, die verschiedenen Lebenswelten zusammenzubringen. Somit war der Grundstein für die Entstehung von Bridge&Tunnel gesetzt. Heute gibt es die Produkte der Marke sowohl online als auch in den mittlerweile 25 deutschlandweiten Shops zu kaufen.

Der Name des Labels rührt im Übrigen von seinem Standort her. Der Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg ist durch die Elbe vom nördlicheren Teil der Stadt abgetrennt, weshalb er nur durch den Elbtunnel oder eine Brücke zugänglich ist. Einerseits, so die Inhaberinnen von Bridge&Tunnel, sei der Name also ein ganz schnöder Verweis auf ihren Standort, anderseits sei das ein tolles metaphorisches Bild für das Anliegen der beiden, Brücken oder Tunnel für Menschen zu bauen, die es schwer haben, auf dem regulären Arbeitsmarkt unterzukommen.


Fotocredit: 1-4 Bridge&Tunnel + Lisa Rothfuss | 5 Bridge&Tunnel | 6 Bridge&Tunnel + Baroquine Photography
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